Placebo- Effekt
Für die Schmerztherapie äußerst interessant ist der
Placebo- Effekt. Placebos enthalten keine wirksamen Substanzen
und werden daher gern als Scheinmedikamente bezeichnet, die nur
aufgrund psychologischer Faktoren wie Einbildung zu einer
Schmerzlinderung führen. Placebos kommen besonders in
Doppelblindstudien zur Erprobung neuer Medikamente zum Einsatz.
Neuere Forschungen haben jedoch die tatsächliche Wirksamkeit
von Placebos auf psychosomatischer Ebene ergeben:
Zwei Neuropeptidgruppen, Endorphine und Enkephaline haben
natürliche analgetische (schmerzlindernde) und opiatische
(Vergnügen und Euphorie auslösende) Wirkungen. Im
Nervensystem binden sie an die gleichen Rezeptoren wie Opiate,
z. B. Opium, Morphin und Heroin. Daher werden Endorphine und
Enkephaline auch endogene Opiate genannt. Man hatte lange
keine Vorstellung davon, in welcher Weise Alkaloide wie Opiate
das Nervensystem beeinflussen, bis man an den
Oberflächenmembranen bestimmter Neuronen Opiatrezeptoren
entdeckt hat.
Diese Rezeptoren binden normalerweise die vom Körper
gebildeten Peptide wie Endorphin und Enkephalin. Pflanzliche
Opiate werden eher zufällig von den gleichen Rezeptoren
gebunden und führen zur Schmerzlinderung.
Beachte: Häufige Opiateinnahme führt zu schweren neuronalen
Stoffwechselveränderungen und somit zur Abhängigkeit.
Die Droge Naloxon wirkt als kompetitiver Blocker an den
Opiatrezeptoren und hindert Opiate und Opiatpeptide auf ihre
Zielzellen einzuwirken. Bei diesen Untersuchungen kam man
nebenbei zu dem Ergebnis, das Naloxon die analgetische Wirkung
eines Placebos verhindert. Offensichtlich führt bereits der
Glaube, dass eine Behandlung zur Schmerzlinderung führt, zur
Freisetzung endogener Opiate (Opiatpeptide). Dies könnte eine
physiologische Erklärung des Placebo- Effekts sein.
Da Naloxon auch eine durch Akupunktur herbeigeführte
Schmerzlinderung unterbindet, kann man folgern, dass eine
Akupunkturbehandlung möglicherweise zur Freisetzung endogener
Opiate im ZNS führt.
Die schmerzlindernden Eigenschaften von endogenen Opiaten
beruhen wahrscheinlich darauf, daß eine Transmitterfreisetzung
aus bestimmten Nervenendigungen unterbunden wird.
Durch die Beeinflussung der synaptischen Übertragung entlang
der afferenten, schmerzmitteilenden Nervenbahnen durch die
Neuropeptide könnten Schmerzempfindungen abgeschwächt werden.