Was kann zur Magersucht führen?
Verschiedene Faktoren sind an der
Entstehung der Anorexie beteiligt. Bis anhin ist bekannt, welche
Bedingungen eine Essstörung verursachen können, es ist jedoch
noch nicht möglich, die Einflussfaktoren spezifisch den
verschiedenen Erkrankungen zuzuordnen. Die nachfolgenden
Ursachen sind daher nicht ausschliesslich für die Magersucht
gültig. Wann genau und warum eine Person eine Essstörung
entwickelt, ist bis heute noch unklar.
Die auslösenden Situationen und
deren Hintergründe sind individuell verschieden. Niedriges
Selbstwertgefühl und Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper (bei
zirka vierzig bis fünfzig Prozent der Jugendlichen
nachweisbar!), können ein Risikofaktor für die Entstehung einer
Essstörung sein.
Hat eine Person einmal damit
begonnen, mit Hungern und/oder Erbrechen auf Konflikte zu
reagieren, kann daraus ein Kreislauf entstehen. Dieser ist unter
anderem aus physiologischen Gründen schwer zu durchbrechen.
Das Durchführen von strengen Diäten
kann längerfristig erhebliche Probleme mit sich bringen: Liegt
das Körpergewicht unterhalb des individuell optimalen Bereichs
(Set point), kann daraus eine erhebliche Störung der
normalerweise vorhandenen Gefühle für Hunger, Appetit und
Sättigung entstehen. Häufig treten als Reaktion darauf
Essanfälle und selbsthergeführtes Erbrechen auf. Auch erhebliche
Veränderungen in der seelischen Befindlichkeit im Sinne von
Depressionen und Ängsten können entstehen.
Ein wichtiger Auslöser der
Magersucht (und der Essbrechsucht) ist das derzeitig gültige
Schlankheitsideal. Dieses «verlangt» von den Frauen, um jeden
Preis schlank zu sein. Das Streben nach der «Traumfigur» wird
durch Modezeitschriften und andere Medien unterstützt. Da viele
Jugendliche die körperlichen und seelischen Veränderungen in der
Pubertät als verunsichernd erleben, sind sie besonders anfällig
auf derartige Modellvorstellungen.
Auch die Veränderung der
Geschlechterrollen gilt als ein möglicher Auslöser für die
Entstehung von Essstörungen: Die «ideale Frau» muss als
Berufstätige, Hausfrau und Mutter sowie als attraktive Partnerin
gleichzeitig in verschiedenen Rollen erfolgreich sein. Dieser
Druck kann im Einzelfall zu erheblichen Konflikten führen.
Persönliche Probleme und Konflikte
sind dann bedeutend für die individuelle Entstehung einer
Essstörung, wenn sie das seelische Gleichgewicht einer Person
stören. Ob es sich um Probleme in Partnerschaft, Schule oder am
Arbeitsplatz oder Probleme anderer Art handelt, ist von Fall zu
Fall verschieden. Verallgemeinerungen sind nicht möglich.
Je mehr das Selbstwertgefühl einer
Frau beeinträchtigt ist, desto wichtiger kann der Versuch für
sie werden, Mängel in der Bewältigung von Schwierigkeiten mit
Hilfe einer (unnötigen) Gewichtsreduktion auszugleichen. Das
Streben nach der Idealfigur gewinnt eine unverhältnismäßig große
Bedeutung. Das Ziel der Gewichtsabnahme hat die Funktion, das
geringe Selbstwertgefühl auszugleichen.
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