Kann Magersucht gefährlich werden?
Das körperliche Hauptmerkmal der Magersucht - das erhebliche
Untergewicht - ist in vielen Fällen lebensbedrohlich.
Unausgewogene Diäten, Fasten, Erbrechen und der Gebrauch von
Abführ- und Entwässerungsmedikamenten können zu einem Mangel
an lebensnotwendigen Salzen (Elektrolyten), beispielsweise
Kochsalz, Kalium oder Magnesium führen. Daher gehören auch
Elektrolytstörungen zu den körperlichen Komplikationen bei der
Anorexie.
In Verbindung mit einer zu geringen Flüssigkeitsaufnahme
kann bei starkem Fasten der Harnsäurespiegel ansteigen und so
zu einer Nierenstörung führen. Bei einer Niereninsuffizienz
kann es wegen Eiweißmangel zu Wassersucht (sogenannten
Hungerödemen) kommen. Die starke Gewichtsabnahme löst auch
Hormonveränderungen aus: vor allem in der Schilddrüse und im
sympathischen Nervensystem. Die Folge davon sind verlangsamter
Herzschlag (Bradykardie), sinkender Blutdruck (Hypotonie) mit
Schwindel und Kreislaufstörungen, zu tiefe Körpertemperatur
(Hypothermie) und häufig auch Durchblutungsstörungen mit
Kältegefühlen an Händen und Füssen (Akrozyanose).
Veränderungen der Sexualhormone treten bereits nach einer
Gewichtsabnahme von wenigen Kilogramm auf. Sie können zu
Zyklusunregelmäßigkeiten und zu Einschränkung der
Fruchtbarkeit führen. Bei sehr niedrigem Gewicht bleibt die
Menstruation schließlich völlig aus (Amenorrhoe).
Unausgewogene Diäten führen längerfristig zu
Mangelzuständen bezüglich Vitaminen, Mineralstoffen und
Folsäure.
Nebst den körperlichen Komplikationen kann die Magersucht
auch seelisch schwerwiegende Folgen haben: Je länger die
Essstörung besteht, desto höher ihr Stellenwert im Alltag.
Überlegungen und Handlungen, die mit dem Essen und der
restriktiven Nahrungszufuhr im Zusammenhang stehen, dominieren
immer mehr vor anderen Interessen.
Die starke Gewichtsabnahme verändert den Eiweissstoffwechsel.
Das kann bei kohlenhydratarmer Ernährung möglicherweise die
Übertragung zwischen den Nervenzellen im Gehirn und somit die
Stimmung verändern. Mit zunehmender Depression verlieren die
Betroffenen immer mehr Lebensfreude und Interesse an der Umwelt.
Soziale Kontakte werden immer mehr vermieden, was zur Isolation
führen kann. Gleichzeitig nimmt die Konzentrationsfähigkeit
ebenso wie die allgemeine Leistungsfähigkeit und auch das
Interesse an der Sexualität ab.
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