Milzbrand
(Anthrax) Erreger
- eine Information des Robert-Koch-Instituts-
Milzbrand ist eine bakterielle Erkrankung, die durch
Bacillus anthracis hervorgerufen wird. Das Bakterium ist in
der Lage ist, Sporen zu bilden, die außerordentlich
widerstandsfähig sind.
Vorkommen
Milzbrand ist primär eine Erkrankung pflanzenfressender
Tiere. Fleischfressende Tiere und Menschen sind eher „Fehlwirte".
In den meisten Industrienationen sind Milzbranderkrankungen beim
Menschen sehr selten. In Deutschland wurde der letzte Fall von
Hautmilzbrand 1994 gemeldet. Ein gewisses berufsbedingtes
Infektionsrisiko tragen Personen, die Tierhäute und Felle,
tierische Knochen und Knochenprodukte sowie anderes Tiermaterial
verarbeiten, sowie Beschäftigte in der Tiermedizin, in der
Land-, Forst- und Jagdwirtschaft, sofern sie mit infizierten
Tieren in Berührung kommen.
Reservoir
Pflanzenfressende Tiere (Nutz- und Wildtiere).
Infektiös sind Blut, bluthaltige Körperflüssigkeiten und
-bestandteile von Tieren, die an Milzbrand erkrankt sind oder
waren. An der Luft können sich die vegetativen Erregerformen in
Sporen verwandeln, die unter natürlichen Bedingungen sehr
widerstandsfähig sind.
Infektionswege
Hautmilzbrand kann bei direktem Kontakt der Haut mit
erregerhaltigen tierischen Materialien (Organe, Häute, Felle,
Wolle, Knochenmehl usw.) entstehen. Die Erreger dringen dabei
über kleine Verletzungen in die Haut ein.
Lungenmilzbrand kann sich entwickeln, wenn sehr feine
erreger- bzw. sporenhaltige Stäube oder Tröpfchennebel
inhaliert werden.
Erkrankungsfälle von Darmmilzbrand sind nach dem
Verzehr von ungenügend gekochtem Fleisch oder Innereien von
erkrankten Tieren beobachtet worden.
Eine direkte Milzbrandübertragung von Mensch zu Mensch
findet in aller Regel nicht statt.
Eine gleichzeitige Infektion einer großen Zahl von Menschen
wäre nur möglich, wenn Milzbrandsporen in vernebelter Form
(als Aerosol) in ausreichender Menge ausgebracht würden. Die
zur Infektion notwendige Dosis ist relativ hoch (infektiöse
Dosis pro Person: 8.000-50.000 Keime).
Inkubationszeit
1-7 Tage (gelegentlich bis zu 60 Tagen, z. B. nach Inhalation
von Sporen). Rezidive sind möglich.
Klinische Symptomatik
Milzbrand ist eine akute bakterielle Krankheit, die
gewöhnlich die Haut, in seltenen Fällen aber auch die
Atemwege, insbesondere die Lunge, und den Verdauungstrakt
befällt. Für den Verlauf und den Schweregrad der Erkrankung
spielen vom Erreger produzierte Giftstoffe (Exotoxine) eine
zentrale Rolle. Die verschiedenen Milzbrandformen zeigen
folgende Erscheinungsbilder und Verläufe:
Hautmilzbrand
An der Stelle, wo der Erreger in die Haut eindringt, entsteht
eine rasch fortschreitende, umschriebene Entzündung mit Rötung
und Schwellung des umhegenden Gewebes. Innerhalb von 2-6 Tagen
entwickelt sich daraus ein mit schwärzlichem Schorf bedecktes,
in der Regel nicht schmerzendes Geschwür- das sog.
Milzbrandkarbunkel. Durch freigesetzte Bakteriengiftstoffe kann
eine schwere Allgemeinsymptomatik mit hohem Fieber, Benommenheit
und Herz-Kreislauf-Problemen hinzukommen. Als weitere
Komplikation ist eine Ausbreitung der Entzündung über die
Lymphbahnen bis hin zu einer schweren allgemeinen „Blutvergiftung"
(Sepsis) möglich. Unbehandelt ist Hautmilzbrand in 5 bis
20% der Fälle tödlich, mit Antibiotika kann Hautmilzbrand
jedoch gut behandelt und geheilt werden.
Lungenmilzbrand
Erfolgt die Ansteckung über die Atemwege, so entwickeln sich
zunächst uncharakteristische Beschwerden wie bei einem
grippalen Infekt mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und
unproduktivem Husten. Nach diesem Initialstadium führt die
Infektion innerhalb von zwei bis vier Tagen dann zu einem
schweren Krankheitsbild mit hohem Fieber, evtl. Brustschmerzen
bis hin zu Blutvergiftung (Sepsis), Lungen- und
Herz-Kreislauf-Versagen. Typisch sind radiologisch erkennbare
Veränderungen auf der Lungenübersichtsaufnahme. Auch bei
Lungenmilzbrand ist eine antibiotische Behandlung im Prinzip
möglich. Wegen der Aggressivität und des raschen
Fortschreitens der Erkrankung ist die frühzeitige Einleitung
der Therapie besonders wichtig.
Darmmilzbrand
In der gesamten wissenschaftlichen Literatur wird nur über
wenige Fälle von Darmmilzbrand berichtet. Auch diese Form des
Milzbrandes verläuft sehr rasch und ist sehr ernst. Symptome
sind starke Bauchschmerzen, blutige Durchfälle,
Bauchfellentzündung bis hin zum Herz-Kreislauf-Versagen.
Hinsichtlich der Behandlungsmöglichkeiten gilt das gleiche wie
für Lungenmilzbrand.
Diagnose
Der Nachweis von Bacillus anthracis muss in
Laboratorien der Sicherheitsstufe 3 (BSL 3) erfolgen. Die
Erreger werden je nach klinischem Bild bzw. epidemiologischer
Fragestellung aus Abstrichen von Haut(läsionen) oder Nasen-
bzw. Rachenschleimhäuten, Blut oder anderen erregerhaltigen
Körperflüssigkeiten in der Kultur angezüchtet. In einigen
Labors sind weitere spezifische Untersuchungsmethoden möglich.
Therapie
Bei lokalisiertem
Hautmilzbrand erfolgt die orale
Therapie mit Ciprofloxacin
2x500mg/Tag oder später mit
Penicillin
(z.B. Penicillin V, 4x500.000 Internationale Einheiten (IE)/Tag),
falls der Erreger sich im Labortest als penicillin-sensibel
erwiesen hat (Therapiedauer 7 Tage).
Bei Lungen- oder Darmmilzbrand oder bei
Hautmilzbrand
mit systemischer Ausbreitung werden die Antibiotika
zunächst intravenös verabreicht (Ciprofloxacin
2x400mg/Tag oder bei erwiesener Sensibilität des Erregers
Penicillin
G 4 Mio Einheiten alle 4h oder
Doxycyclin
2x100-200mg/Tag).
Abhängig vom klinischen Verlauf wird später auf orale
Therapie umgestellt: Ciprofloxacin 2x500 mg/Tag, Penicillin V
4x500.000 lE/Tag, Doxycyclin 2x100 mg/Tag (Therapiedauer 60
Tage).
Für Kinder und bestimmte andere Personengruppen (Schwangere,
bekannte Überempfindlichkeiten gegen einzelne Substanzen) sind
ggf. adaptierte Therapieschemata notwendig.
Die Therapie sollte zunächst unter stationären Bedingungen
in infektiologischen Zentren erfolgen.
Bekämpfungsmaßnahmen
Quelle: Robert-Koch-Institut Berlin
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