Was
ist eine Appendicitis?
Unter Appendicitis versteht man die Entzündung des
Wurmfortsatzes, den untersten Teil des Blinddarmes. Der Name
Blinddarmentzündung ist zwar allgemein gebräuchlich, aber
somit nicht zutreffend, da sich die Entzündung auf den
Wurmfortsatz beschränkt. Man müßte also korrekter von einer
Wurmfortsatzentzündung sprechen.
Wie kommt es zu einer Appendicitis?
Die Appendix hängt wie ein Wurm am Blinddarm. Aufgrund der
Enge im Bereich der Mündung kann es leicht zu einem
mechanischen Verschluss durch Fremdkörper (beispielsweise
Kirschkern, Kotsteine, alte Narben und Knickungen bei
Verwachsungen) kommen. Aber auch bei Entzündung des übrigen
Darmes, bei Mandelentzündung, Grippe, Masern oder Scharlach
können über das Blut Bakterien in den Wurmfortsatz gelangen.
Seine Mündung verschliesst sich durch Schwellen des Gewebes.
Der resultierende Sekretstau und damit die Ansammlung von
Bakterien führt zu einer heftigen Reaktion, da die Appendix
nicht wie der übrige Darm der Verdauung dient, sondern ein
Organ der Infektabwehr ist.
Diagnostik und Verlauf
Die Diagnose der akuten Appendizitis beruht auf
Krankengeschichte und körperlicher Untersuchung. Es gibt keine
typischen Verlauf, insbesondere bei Kindern und älteren
Patienten, so dass auch für den erfahrenen Untersucher
schwierig ist, eine Diagnose mit Sicherheit zu stellen.
Die Symptome entwickeln sich innerhalb von 12 bis 24 Stunden.
Bauchschmerzen verlagern sich innerhalb weniger Stunden in den
rechten Unterbauch. Schmerzen beim Gehen können durch Anheben
des rechten Beines gelindert werden. Es kommt zu Übelkeit,
selten auch mit Erbrechen.
Es kommt oft zu einer lokalen Bauchfellentzündung mit
Abwehrspannung, sowie lokalem Druck- und Klopfschmerz. Die
Darmgeräusche sind leiser als normal. Dazu kommt Fieber mit
einer Temperaturdifferenz von mehr als 0,8° C zwischen
Achselbeuge und After. Bei der rektalen Untersuchung findet man
oft einen Druckschmerz. Das Blutbild zeigt häufig
Entzündungszeichen mit Erhöhung der weißen Blutkörperchen.
Bei Kindern ist eventuell Durchfall, hohes Fieber,
Appetitlosigkeit und eine frühe Verschlechterung des
Allgemeinbefindens zu sehen. Bei alten Patienten kann die
Symptomatik abgeschwächt sein, jedoch mit einem rascheren
Verlauf einhergehen.
Doch Vorsicht !
Auch wenn die genannten Symptome anders verlaufen, kann es
sich um eine Appendicitis handeln!
Was kann noch hinter Bauchschmerzen stecken?
Bei Frauen kann es bei Entzündungen des Eileiters zu
ähnlichen Beschwerden kommen, ebenfalls kann der monatliche
Eisprung Schmerzen im rechten Unterbauch verursachen. Weiterhin muß an eine Eileiter- oder Bauchhöhlenschwangerschaft oder an
eine Eierstockcysrte gedacht werden.
Bei Kindern kann eine entzündliche Lymphknotenschwellung im
Bauch oder eine zwerchfellnahe Lungenentzündung eine
Appendizitis vortäuschen.
Behandlung
Eine Appedicittis muß operiert werden. Medikamente helfen
nicht, sondern verzögern den Heilungsprozeß, so daß schwere
Komplikationen entstehen können. Die unkomplizierte
Blinddarmentzündung ist nach der Operation geheilt. In einigen
Fällen kann es nach Jahren zu Verwachsungen im Bereich der
Abtragungsstelle kommen, die dann zu einem mechanischen
Darmverschluss führt.
Komplikationen
Hauptkomplikation ist der Durchbruch des eitrigen Sekrets aus
der Appendix in die freie Bauchhöhle. Im Moment des Durchbruchs
kann der/die PatientIn durch Aufhebung des Sekretstaus eine
Erleichterung spüren, wobei die Schmerzen aber rasch wieder
zunehmen. Durch die Streuung der Bakterien im Bauchraum kann das
Leben akut bedroht werden. Nach einem Durchbruch ist auch eine
Abkapselung und Abgrenzung durch Verkleben mit umgebenden
Dünndarmschlingen möglich. Es kann sich ein Abzsess bilden.
Die Operation
Entfernen der Appendix (Appendektomie) - erfolgt durch
Eröffnen der Bauchdecken mit einem kleinen Schnitt am rechten
Unterbauch. Bei sehr dicken Personen oder unklarer Diagnose wird
der Schnitt grösser und längs der Mitte des Unterbauches
gelegt, da dann der Operateur dann eine bessere Übersicht hat.
Die laparoskopische Appendektomie wird normalerweise nur bei
geplanten Eingriffen und nicht bei Notfällen vorgenommen. Dabei
kann es sich um eine Gelegenheitsappendektomie oder Entfernung
nach mehrmaliger leichter Entzündung im beschwerdefreien
Intervall handeln. Um Sicherheit über die Ursache der
Entzündung zu erhalten, wird die entfernte Appendix immer
untersucht.
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