Mit
Angst vor weiten Plätzen, Spinnen oder anderen Menschen muss
man nicht leben.
Es gibt wirksame Therapien.
Angst an sich ist nichts Krankhaftes. Jeder von uns kennt sie
und ihr guter Zweck ist es, uns vor drohender Gefahr zu warnen.
Phobien freilich reichen darüber weit hinaus. Für den
Beobachter ist der Wechsel vom Natürlichen zum Krankhaften
übergangslos. Die Skala lautet etwa: Normales
Kontrollbedürfnis – Ängstlichkeit – größere
Ängstlichkeit und schließlich immer wiederkehrende große
Ängstlichkeit. Diese letztere, fixiert auf eine bestimmte
Situation, einen Gegenstand, eine Person oder Ähnliches, nennt
man Phobie. Im Gegensatz zu den Opfern von Panikattacken, die
unvermutet und unabhängig von der Situation auftreten, haben
Phobiker immer vor etwas Bestimmtem Angst.
Die häufigsten Formen sind:
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Agoraphobie, die Angst vor weiten Plätzen, auf denen
man sich nicht verstecken kann und sozusagen ohne
Fluchtmöglichkeit ausgeliefert ist. Ihr ähnlich ist die
Brückenangst oder die Angst vor dem Sog der Tiefe.
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Klaustrophobie, die Angst vor engen Räumen, vor dem
Steckenbleiben und Gefangensein, etwa in engen Aufzügen,
Eisenbahnen oder Flugzeugen, auch etwa im Konzertsaal in der
Mitte zu sitzen.
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Sozialphobie: Die Angst vor anderen Menschen bzw. vor
ihnen zu versagen. Die Angst vor freiem Äußern der eigenen
Meinung, vor dem Stottern, vor dem Erröten, die Angst, Wasser
lassen zu müssen, ja auch die Angst, vor anderen Menschen zu
essen oder zu telefonieren. Auch Agora- oder Klaustrophobien
können soziophobische Elemente enthalten.
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Tierphobien, am häufigsten vor Spinnen, Schlangen
oder Insekten. Sie werden tiefenpsychologisch oft sexuell
gedeutet, besonders wenn sie mit der panischen Angst vor dem
sexuellen Akt zusammenfallen.
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Bakterienphobien oder auch die Angst, sich mit Aids
anzustecken.
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Akrophobie, die Angst vor spitzen, scharfen
Gegenständen.
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Suizidophobie, die Angst, Selbstmord zu begehen.
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Psychotophobie, die Angst, verrückt zu werden.
Flugangst - Eine neue Form der Angst?
Flugangst ist eine "moderne" Form, die fast ein
Drittel aller Passagiere in mehr oder minder großem Ausmaß
befällt und gegen die Airlines sogar eigene Kurse anbieten.
Für Phobiker sind psychische Qualen und körperliche
Angstsymptome wie Schweißausbrüche, Herzrhythmusstörungen
oder Atemnot eng verbunden und sie sind dagegen wehrlos –
obwohl sie wissen, dass ihre Angst übertrieben und
unvernünftig ist. Woher diese wiederum kommt, bleibt oft im
Dunkeln. Die biographischen Anlässe findet man häufig nicht.
Es muss aber etwas sehr Tiefes, weit Zurückliegendes sein –
eine dramatische Geburt etwa oder ein traumatischer
Trennungskonflikt. In mehr als der Hälfte der Fälle beginnen
Phobien daher schon vor dem zwölften Lebensjahr, erst
schleichend, dann immer stärker und werden schließlich auf
hohem Niveau chronisch. Zumindest solange sie unbehandelt
bleiben. Denn wie gesagt: Sie sind fast immer heilbar – und
das meist ziemlich rasch. Das hilfreiche „Arsenal" reicht
dabei von sachlicher Information über Entspannungstechniken und
Psychotherapie bis hin zu spezifischen Medikamenten. Medikamente
sind freilich immer nur kurzfristig und im akuten Notfall
angesagt. Eine Phobie darf nicht auf Dauer medikamentös
behandelt werden, weil damit eine Abhängigkeit erschaffen wird,
während die eigentliche Störung bzw. deren Ursache unbehandelt
bleibt. Sie muss auf der psychischen Ebene behandelt werden.
Die Angst verlernen
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